Paradigmenwechsel: Von Quantität zu Qualität
Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und Präsident des Tourismus-Verbandes Baden-Württemberg, eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Statement: „Wenn im Tourismus die reine Steigerung von Gäste- und Übernachtungszahlen nicht mehr länger das Maß aller Dinge ist, rückt zwangsläufig die Qualität stärker in den Mittelpunkt.“ Er betonte die Notwendigkeit, als Branche zu definieren, welche Art von Tourismus man in Zukunft anstreben wolle und wie der Begriff Qualitätstourismus mit Leben gefüllt werden könne.
Rapp unterstrich: „Ein moderner Qualitätstourismus konzentriert sich nicht nur auf die Gäste, sondern bezieht auch die Interessen von Einheimischen und Mitarbeitenden ein.“ Dieser ganzheitliche Ansatz wurde als Leitgedanke für die zukünftige Entwicklung des Tourismus in Baden-Württemberg hervorgehoben.
Ganzheitlicher Ansatz für nachhaltigen Tourismus
Der renommierte Tourismusforscher Harald Pechlaner vertiefte in seiner Keynote das Konzept des Qualitätstourismus. Er betonte, dass es in Zukunft um das „Lebensgefühl einer gesamten Region“ gehe. Pechlaner erläuterte, dass neben der reinen Gästeperspektive nun auch die Belange der Umwelt, der Leistungsträger und der Bevölkerung in den Fokus rücken müssen. Dadurch erhält der Begriff Qualitätstourismus eine neue, nachhaltige und ganzheitliche Ausrichtung.
Tiefgreifende Erlebnisse im Fokus
Pechlaner unterstrich die veränderten Bedürfnisse der modernen Urlauber: „Urlaubsgäste von heute sind auf der Suche nach tiefgreifenden Erfahrungen. Nicht nur Spaß und Erholung sind gefragt, sondern zunehmend sinnstiftende Aktivitäten und persönliche Begegnungen.“ Er betonte, dass diese Art von Erlebnissen nur dann möglich sei, wenn auch Mitarbeiterinnen, Anwohner und Betriebe zufrieden sind und ein positives Lebensgefühl verkörpern.
Neue Wege zur Qualitätssicherung
Ein weiterer Diskussionspunkt des Branchentreffens war die Frage, wie Qualität im Tourismus künftig ausgeweitet und gesichert werden kann. Die Experten waren sich einig, dass sich die Bedeutung von Siegeln und Klassifizierungen im Zeitalter von Online-Bewertungen gewandelt hat. Dennoch bleiben Labels und Zertifikate weiterhin wichtig, auch wenn sie nicht automatisch zu mehr Buchungen führen. Sie können aber dazu beitragen, die Qualität des Angebots kontinuierlich zu verbessern und an neue Bedürfnisse anzupassen.
Herausforderung: Messung von Qualität und Erfolg
Eine der zentralen Herausforderungen, die auf dem TMBW-Tourismustag identifiziert wurde, ist die Frage, wie sich Qualität und Erfolg im Tourismus künftig messen lassen. TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun erklärte dazu: „Klassische Kennzahlen wie Gäste- und Übernachtungszahlen spielen weiterhin eine Rolle, sie reichen aber nicht mehr aus und müssen durch neue Kennzahlen ergänzt werden.“
Als mögliche neue Maßstäbe wurden unter anderem die Gästezufriedenheit und verschiedene Nachhaltigkeitsindikatoren diskutiert. Harald Pechlaner ergänzte: „Wir stehen noch ganz am Anfang, aber die große Triebfeder neuer Kennzahlen ist das Thema Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Sinn.“ Er erläuterte, dass es dabei um Aspekte wie Lebensqualität, Ressourcenverbrauch und Klimaschutzmaßnahmen gehe.
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Ausblick: Ein neues Verständnis von Tourismuserfolg
Die Teilnehmer des Tourismustags waren sich einig, dass es in Zukunft nicht mehr ausreichen wird, den Erfolg des Tourismus mit wenigen Einzelzahlen zu messen. Stattdessen wird sich voraussichtlich ein Bündel an unterschiedlichen Messgrößen etablieren, das den Beitrag des Tourismus und seiner verschiedenen Akteure für Wirtschaft und Gesellschaft umfassend abbildet.