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Berühmtes Bauwerk

Einzigartig und Provokativ: Ein Denkmal für das älteste Gewerbe in der größten Stadt am Bodensee

Foto: MTK / Christoph Partsch
Die Imperia begrüßt jeden Konstanzer Tag bei Sonnenaufgang

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Inmitten von Denkmälern für Könige, Politiker und historische Ereignisse sticht ein außergewöhnliches Kunstwerk hervor: Ein Denkmal für eine Prostituierte. Ja, Sie haben richtig gelesen – seit 30 Jahren thront die Imperia-Statue im Hafen von Konstanz und erinnert an das älteste Gewerbe der Welt. Entworfen vom renommierten Künstler Peter Lenk, ist die Statue nicht nur weltweit einzigartig, sondern hat sich trotz anfänglicher Kontroversen fest als Wahrzeichen der Stadt etabliert.
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Ein Wahrzeichen mit Geschichte

Die Imperia-Statue an der Hafeneinfahrt in Konstanz am Bodensee ist nicht nur ein beliebtes Fotomotiv und Wahrzeichen der Stadt Konstanz, sondern wohl auch eines der umstrittensten Kunstwerke im öffentlichen Raum. Das neun Meter hohe und 18 Tonnen schwere Kunstwerk von Peter Lenk, das eine spärlich bekleidete Frau mit Narrenkappe zeigt, sorgt seit seiner Enthüllung am 24. April 1993 für Aufsehen.

Eine spärlich bekleidete Frau als öffentliches Kunstwerk?

Auf einem Rundtisch stehend, dreht sich die beeindruckende Betonfigur in vier Minuten majestätisch um ihre eigene Achse. Die Imperia zeigt eine üppige Kurtisane mit einem tiefen Dekolleté und einem notdürftig geschlossenen Umhang.

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Die Imperia in der Hafeneinfahrt in Konstanz
Die Imperia in der Hafeneinfahrt in Konstanz
Foto: Dietrich Krieger, Konstanz 080CC BY-SA 3.0

Auf ihren erhobenen Händen trägt sie zwei zwergenhafte Männerfiguren – der eine mit der Krone eines Königs, der andere mit einer päpstlichen Tiara. Es handelt sich um König Sigismund (rechts) und den auf dem Konzil gewählten Papst Martin V. (links). Peter Lenk bezeichnet sie als „Gaukler“, die sich die Insignien der Macht unrechtmäßig angeeignet haben. In seiner imposanten Statue „Imperia“ karikiert er die beiden Figuren auf satirische Weise, um die Missstände und die scheinheilige Machtpolitik jener Zeit zu verdeutlichen. Der Sockel der Imperia bildet die älteste Pegelmessstation Baden-Württembergs, die seit 1816 in Betrieb ist.

Satire und Symbolik

Die Darstellung der Imperia ist eine satirische Anspielung auf das Konzil von Konstanz (1414–1418). Der Künstler Peter Lenk wollte mit der Statue die Doppelmoral und die Machtverhältnisse der damaligen Zeit aufs Korn nehmen. Die Männerfiguren in ihren Händen stehen symbolisch für weltliche und geistliche Macht, die durch ihre groteske Darstellung als zwergenhafte Figuren lächerlich gemacht werden.

 Die Figur des Papst Martin V. in der linken Hand der Imperia
Die Figur des Papst Martin V. in der linken Hand der Imperia

Die Inspiration für die Statue stammt aus einer Erzählung von Honoré de Balzac, in der eine Kurtisane namens Imperia während des Konzils in Konstanz zur heimlichen Herrscherin wird. Balzac kritisiert in seiner Geschichte die Heuchelei und die Sittenlosigkeit der Geistlichen seiner Zeit.

Entstehungsgeschichte mit Sprengstoff

Die Entstehung der Imperia-Statue war von Anfang an von Kontroversen begleitet. Die Initiative kam vom Fremdenverkehrsverein der Stadt Konstanz, den Bodensee-Schiffsbetrieben und lokalen Wirten. Die Statue wurde auf einem Privatgrundstück der Deutschen Bahn errichtet, was den Gemeinderat der Stadt daran hinderte, das Projekt zu verhindern. Vor allem konservative Stadträte und Kirchenvertreter protestierten heftig gegen die Erhebung einer Prostituierten zum Denkmal. Doch die Imperia setzte sich durch und entwickelte sich schnell zu einer Touristenattraktion.

Heute beliebteste Touristenattraktion und Fotomotiv

Heute ist die Imperia-Statue eine der beliebtesten Touristenattraktionen und ein häufiges Fotomotiv in Konstanz. Besucher aus aller Welt kommen, um die beeindruckende Statue zu sehen und sich mit ihr fotografieren zu lassen. Ihre markante Erscheinung und die symbolträchtige Darstellung machen sie zu einem unverwechselbaren Highlight am Bodensee.

Imperia während der Corona-Pandemie

Ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Imperia-Statue wurde während der Corona-Pandemie geschrieben. Im April 2020 tauchte die Statue plötzlich mit einem übergroßen Mundschutz auf. Diese Aktion sorgte für gemischte Reaktionen: Während der Künstler Peter Lenk sie als „billigen Gag“ abtat, fanden viele Menschen die Aktion humorvoll und unterstützten sie als kreativen Ausdruck in schwierigen Zeiten. Die Bilder der Imperia mit Mundschutz gingen viral und wurden weit über die Grenzen von Konstanz hinaus bekannt.

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Bedeutung und Symbolkraft

Die Imperia-Statue ist mehr als nur ein Denkmal – sie ist ein lebendiges Stück Kunst, das provoziert, zum Nachdenken anregt und die Geschichte von Konstanz auf humorvolle Weise erzählt. Sie steht als Symbol für Freiheit, Satire und den Mut, unkonventionelle Wege zu gehen. Die groteske Darstellung der Männerfiguren verdeutlicht die Kritik an der damaligen Doppelmoral und Machtstrukturen und bringt die Betrachter zum Nachdenken über historische und aktuelle gesellschaftliche Themen.

Ob als Tourist oder Einheimischer, ein Besuch bei der Imperia im Hafen von Konstanz ist immer ein besonderes Erlebnis. Die Statue steht als Symbol für Kunst, Satire und die Fähigkeit, Geschichte auf unkonventionelle Weise zu erzählen. Sie lädt dazu ein, über die historischen und gesellschaftlichen Kontexte nachzudenken und sich mit der kritischen Perspektive des Künstlers auseinanderzusetzen.

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